Michele Becker (GER-277) im Interview:
Hey, Michele! Wo erwischen wir Dich gerade?
Moin! Ich bin seit Mitte Januar auf Teneriffa zum bekannten TWS Slalomtraining.
Wie lange wirst Du zur Saisonvorbereitung dort bleiben? Wie sieht ein typischer Trainingstag aus?
Bis Ende März werde ich hier bleiben und mich voll aufs Training auf und neben dem Wasser konzentrieren. Wenn ich ab April wieder in Deutschland bin, werde ich vermehrt Zeit in Materialtuning investieren, da ich vor dem Aufbruch nach Teneriffa noch nicht vollständig das neue Material bekommen habe. Das bedeutet, dass ich mich vor allem auf die Trainingsrennen fokussieren kann, von denen wir jeweils 15 Stück an 4 Trainingstagen in der Woche machen. Da ist man pro Tag inklusive Aufbauen und Pausen von 10:00 bis 17:00 Uhr am Strand. Danach sowie an den „rennfreien Tagen“ geht es ins Gym, um an weiteren körperlichen Eigenschaften zu arbeiten.
In der vergangenen Saison hast Du endgültig den Sprung an die Spitze im Multivan Windsurf Cup geschafft. In beiden Disziplinen, Racing und Slalom, bist Du zweiter geworden. Wenn es noch die Overall-Rangliste gegeben hätte, wärst Du DWC Champion geworden? Bist Du Dir darüber im Klaren?
Wow, tatsächlich habe ich mir über die ehemalige Overall-Wertung gar keine Gedanken gemacht. Es freut mich gerade aber umso mehr diesen Funfact zu erfahren! Diese Saison wollte ich mich möglichst wenig auf Ranglisten fokussieren, sondern hauptsächlich Rennen gewinnen. Da ich eher der „sichere“ Typ bin, habe ich in der Vergangenheit dazu geneigt lieber einen sicheren Platz einzufahren, als den Sprung nach ganz vorne zu wagen…
Beim Saisonfinale in Borkum hast Du zum ersten Mal einen Windsurf Cup gewonnen. War das bis jetzt dein größter Erfolg?
Ich glaube dem würde ich so zustimmen! Letzte Saison war mein Ziel sowohl im Slalom, als auch im Foilracing meine ersten Siege einzufahren, was mir auch gelungen ist. Umso herausragender ist es natürlich, dass ich sogar ein ganzes Event gewinnen konnte.
Man kennt von Dir keine Skandale oder Star-Allüren. Im Grunde wirkst Du immer noch wie der nette Junge von nebenan, der mal beim Multivan Windsurf Cup mitmachen möchte. Trotzdem zeigst Du auf dem Wasser fast durchweg eine Top-Leistung. Wie schaffst Du das? Was ist das Geheimnis Deines Erfolges?
Mhm wenn ich dieses Geheimnis mal selber wüsste… Definitiv hat Vincent Langer maßgeblich zu meinem Auftreten und dem sportlichen Erfolg beigetragen. Ansonsten probiere ich wenig auf Andere zu schauen, sondern mich lieber auf meine eigenen Ziele und Erfolge zu konzentrieren.
Was treibst Du neben Deiner Karriere als Windsurf-Profi?
Relativ unspektakulär habe ich letzten Winter angefangen Elektrotechnik an der Uni in Kiel zu studieren. Das interessiert mich auch sehr, allerdings schaffe ich aus Zeitgründen nur etwa die Hälfte der Kurse zu belegen.
Du bist seit Jahren bei Fanatic und Duotone im Team. Ändert sich da zur neuen Saison etwas?
Nein, auch 2022 werde ich mit der Unterstützung von Duotone und Fanatic an den Start gehen. Das ist dann bereits meine fünfte Saison mit diesen Partnern. Ziemlich cool muss ich sagen!
Du hattest im vergangenen Jahr eine enge Trainingspartnerschaft mit Vincent Langer. Im Wettkampf steht ihr Euch dann aber als Kontrahenten gegenüber. Wie fühlt man sich dann? Überwiegt da die Freundschaft oder der eigene Ehrgeiz?
Da überwiegt definitiv der Ehrgeiz. Zwar gönnt man sich im Nachhinein jeden Erfolg aber auf dem Racekurs gibt es keinen Meter geschenkt!! Es ist mir aber eine Ehre, dass mittlerweile auch Vincent durchs Training mit mir profitiert und nicht nur andersherum.
In diesem Jahr planen viele Youngster und Rookies den Einstieg in den Multivan Windsurf Cup. Welche Tipps würdest Du diesen mit auf den Weg geben? Muss man sich komplett neues Equipment besorgen? Oder was wäre ein geeignetes Setup zu Beginn? Wie kann man sich am besten für den Multivan Windsurf Cup vorbereiten?
Ich würde wirklich empfehlen einfach mal vorbei zu kommen, sobald man sicher gleiten und eine sichere (nicht zwingend durchgeglittene) Halse fahren kann. Der Rest ergibt sich dann, wenn man die Wettkampfatmosphäre und die Leute kennenlernt. Alle Teilnehmer sind wirklich sehr hilfsbereit! Sicherlich kann man mehr Rennen mitfahren, wenn man bereits ein Foil besitzt aber das würde ich gar nicht mal voraussetzen.
Was bedeutet Windsurfen für Dich? Was motiviert Dich zu den Regatten?
Mich reizt mittlerweile am meisten der Perfektions-Gedanke, um zu schauen wie gut ich in den Renndisziplinen noch werden kann. Ich habe wirklich den meisten Spaß am Training und an der Wettkampfvorbereitung mit Allem, was dazu gehört. Mal eine Runde Freestylen oder Waven gehen macht mir schon lange nicht mehr so viel Spaß wie Halsen üben oder am Topspeed zu feilen.
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